Gluck: Orpheus und Euridike

Vorbericht in ›buten un binnen‹ vom 16.9.2016

Plakat Gluck 2016

Bis auf den ins Positive gewendeten Schluss folgt die Handlung dem antiken Mythos: Gemeinsam mit Hirten beweint Orpheus am Grab der Eurydike deren Verlust. Als er die Götter um Gnade bittet, erscheint Amor, der Liebesgott, mit der Nachricht, dass Zeus dem Sänger den Abstieg zum Hades erlaube: Wenn es ihm gelingt, die Furien dort mit seinem Gesang zu rühren, darf er Eurydike wieder zu den Lebenden zurück­führen, unter der Bedingung, dass er sich beim Rückweg nicht zu ihr umsieht. Orpheus dankt, nimmt seine Leier und macht sich auf den Weg.

Dem Sänger gelingt es erst durch hart­näckiges Spielen und Singen, die Wächter des Hades zu besänftigen, die ihn zunächst zurück­weisen, dann aber doch einlassen. Orpheus betritt das Elysium, die Heiterkeit der seligen Geister umfängt ihn, doch er kann seine Unruhe erst ablegen, als seine Gattin, von den Klängen seiner Leier angelockt, erscheint. Er schließt seine Augen und dreht sich um, nimmt sie an der Hand und läuft hinaus, ohne sich umzusehen.

Als sie bereits fast ans Tageslicht treten, klagt Eurydike, dass ihr Mann sie nicht ansehe, also nicht mehr liebe und sie lieber in die Unterwelt zurück­kehren wolle. Der gerührte Orpheus kommt nicht umhin, sich umzudrehen, und in diesem Moment bricht sie zusammen. Erneut beklagt er sein Leid und will sich erstechen; den gezückten Dolch entreißt ihm aber Amor, der Eurydike wieder­erwachen und die Oper glücklich enden lässt.

Gluck
Christoph Willibald Gluck, Gemälde von Joseph Siffred Duplessis (1775)

Orpheus und Eurydike‹ ist eine Oper in drei Akten, die die Geschichte des Sängers Orpheus aus der griechischen Mythologie erzählt. Die Musik stammt von Christoph Willibald Gluck, das Libretto von Ranieri de’ Calzabigi. 150 Jahre zuvor hatte Claudio Monteverdi mit L’Orfeo (also einer Vertonung des desselben Stoff) eine der ersten schriftlich über­lieferten Opern geschaffen. Die Uraufführung fand am 5. Oktober 1762 in Wien bzw. am 2. August 1774 in Paris statt.

An vielen Merkmalen zeigt sich die Reform, die Gluck der Oper angedeihen ließ: Anstelle von Secco-Rezitativen, die nur vom Generalbass gestützt werden, benutzt der Komponist durchgängig ›Accompagnati‹, also vom ganzen Streich­orchester begleitete Rezitative, die in der ›opera seria‹ nur in besonderen Momenten verwendet wurden. Die Arien haben nicht mehr die bis dahin üblichen Da-capo-Form, sondern folgen formal der Dramaturgie des Textes.

Die bekanntesten Stücke aus der Oper sind die Ouvertüre, der ›Reigen seliger Geister‹, eine Ballett­nummer im zweiten Akt, und das Klagelied des Orpheus aus dem dritten Akt, ›Ach, ich habe sie verloren‹. Der Part des Orpheus, der von Gluck für einen Kastraten vorgesehen war, wird heute von einer Altistin oder von einem männlichen Alt (Countertenor) gesungen.