Johann Sebastian Bach: Johannespassion

Matthäuspassion 4.2011-2
J. S. Bach: Matthäuspasssion, April 2011

Johann Sebastian Bachs Johannespassion von 1724 ist nicht nur eines der bekanntesten und volkstümlichsten Werke des Leipziger Thomaskantors, sondern die vielleicht dramatischte Vertonung der Leidens­geschichte Jesu überhaupt. Die Evangelische Stadtkantorei wird unterstützt durch renommierte Vokalsolisten und das Barockorchester ›Concerto Bremen‹. Das Spezialisten­ensemble musiziert auf historischen Instrumenten des Barockzeitalters.

Die oratorische Passion mit Chören, Rezitativen und Arien ist Höhe- und Endpunkt einer langen historischen Entwicklung. Ausgangs­punkt bildete die Mitte des 13. Jahrhunderts aufkommende Praxis, die Passions­geschichte mit verteilten Rollen vorzutragen. Von der Reformations­zeit bis Bach wurde die liturgische Lesung zunehmend um chorische und die Bibeltexte kommentierende Teile erweitert. Das Ineinander­greifen von Bibelwort und Kommentar prägt den Charakter und die Dramaturgie der Bachschen Passionen. In den aufgewühlten Turbae-Chören und im Sprechgesang der Rezitative vergegenwärtigt Bach den Handlungs­fortgang des biblischen Berichtes. An die Seite der musik­dramatischen Schilderung treten reflektierende Teile – einerseits der subjektiv verinnerlichte Kommentar der ›frommen Einzel­seele‹ in den lyrischen Arien und andererseits der ›objektive‹ Kommentar der christlichen Gemeinde in den Chorälen. Die Einbeziehung persönlicher Frömmigkeits­gefühle und empfindsamer Anteilnahme am Leiden Jesu stellen einen aktualisierenden ›Ich-Bezug‹ des biblischen Geschehens her, der uns auch heute noch – 250 Jahre nach Bach – unmittelbar anspricht und berührt.